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Post by marie on Jul 14, 2007 10:05:27 GMT
So, einen Thread über Sophie von Alencon haben wir schon, da dachte ich mir, ich könnte mal einen über eine weitere Schwester Elisabeths eröffnen - Marie, gestürzte Königin von Neapel-Sizilien, die Schwester, die mich persönlich am meisten fasziniert, obwohl man ja in der Literatur nur wenig über sie erfährt. Ich bin mir sicher, dass sie eine sehr mutige und politisch kluge Frau war und ihr Leben muss sehr interessant und wechselhaft verlaufen sein (man denke an die Belagerung von Gaeta, die Verwicklungen um das uneheliche Kind etc.)
Im Buch "Die Heldin von Gaeta" (Arrigo Petacco) ist zu lesen, dass Marie nach ihrer Vertreibung aus ihrem Königreich intensiven Kontakt zu italienischen Briganten, Rebellen und Anarchisten pflegte, denen das Vereinigte Italien unter der Herrrschaft von Savoyen ebenso sehr missfiel wie ihr selbst. Diese zwielichtigen Herren sollen in ihrer Pariser Villa fast täglich ein und aus gegangen sein. Laut Petacco unterstützte Marie ihrer Aktivitäten auch, deckte sie vor allen Dingen, sie soll sogar in die Vorbereitungen des Attentats auf König Umberto verwickelt gewesen sein - eben eine engagierte und radikale Feindin der Savoyen, auch noch vierzig Jahre nach dem Kampf um Gaeta.
Mich würde mal interessieren, ob ihr euch das vorstellen könnt? Petacco gibt ja wenig aufschlussreiche Quellen an, im Grunde beschränkt sich sein Werk auf Behauptungen, es ist keine präzise Recherche, stellenweise schon mehr Abenteuerroman als wissenschaftliche Arbeit. Meint ihr, er hat Maries Kontakte zu den italienischen Rebellen nur "erfunden" oder dass sie tatsächlich bestanden - dass Marie bis zuletzt für die Bourbonen gekämpft und somit in der italienischen Politik aktiv geblieben ist?
Und was haltet ihr allgemein von ihr?
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Post by marie on Jul 24, 2007 14:32:59 GMT
Gar keine Reaktionen? Das ist schade. Ich interessiere mich nämlich sehr für Marie (s. mein Nickname ) und hätte gern mit euch darüber diskutiert.
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Post by ~ Titania ~ on Jul 25, 2007 12:02:46 GMT
Marie ist auf jeden Fall interessant, ich finde sie sogar noch interessanter als Sophie d'Alencon. Es ist nur mal wieder schade, dass es so wenig Material über diese Frau gibt. Also ich persönlich habe das Buch von Petacco noch nicht gelesen, daher kann ich mich schwer dazu äußern. Vorstellbar ist es einerseits schon, sieht man sich an, wie viele aus Elisabeths Familie eigentlich eine Abneigung gegen Unterdrückung und den Adel an sich hatten. Somit würde es theoretisch Sinn machen, dass sie gegen die Savoyen agiert. Andererseits weiß ich nicht, ob sie das ihr nachgewiesene Engagement im Kampf um Gaeta gleich zu einer politisch interessierten Person macht. Es ging ja schließlich auch darum, ihr eigenes Leben und das der Familie zu schützen. Wie gesagt, die Beweise oder zumindest glaubwürdige Quellen fehlen da natürlich.
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Post by marie on Jul 26, 2007 13:32:29 GMT
Ja, Marie war definitiv eine faszinierende Persönlichkeit und ich finde es erstaunlich, dass wir sie beide als interessanter betrachten als Sophie von Alencon; die ja ansonsten die populärste Schwester Elisabeths und entsprechend oft Protagonistin in romantischen Romanen usw. ist. *grauslich* Ich verstehe absolut nicht, dass sich kein Historiker, welcher Zugang zu den einschlägigen Archiven hat, die Mühe macht, über Marie von Neapel zu recherchieren. Es müssten doch ungesichtete Dokumente/Briefe zu ihrer Person existieren, die es erlauben würden, ein klares, vollständiges und wissenschaftliches Bild von ihrem Leben und ihrem komplexen Charakter zu zeichnen. Interessant wäre so eine Biographie doch auf jeden Fall. Petacco hat zwar einen ersten Schritt in diese Richtung gewagt, aber sein Buch lässt doch deutlich erkennen, dass er sich mehr mit der italienischen Politik, Cavour, Garibaldi etc. auseinander gesetzt hat als mit Marie selbst. Die Passagen über die Wittelsbacher Verwandtschaft sind entweder aus bekannten Werken über Kaiserin Elisabeth übernommen oder fehlerhaft - romanhaft. Auch an Bildmaterial bietet das Buch kaum Überrraschendes. Ich könnte ohne diese Biographie leben.
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Post by marie on Jan 28, 2008 16:24:30 GMT
Entschuldigt das Doppelposting, ich habe mir überlegt, für meine Frage ein neues Thema zu eröffnen, aber ich finde doch, dass sie ganz gut hier rein passt.
Im April fahre ich mit meinem Italienischkurs im Rahmen der Studienfahrt für eine Woche nach Rom, eine Stadt, mit der ich Marie Sophie und auch Mathilde Trani verbinde. Nach dem Fall von Gaeta lebte die sizilianische Königsfamilie dort im Exil, im sogenannten "Palazzo Farnese". Weiß jemand, ob dieses Stadthaus noch existiert, wo es sich befindet bzw. befand? Meine Bücher, wie z. B. Petacco, helfen mir kein bisschen weiter, und ich würde mir in Rom wirklich gern die Zeit nehmen, auf "Maries Spuren zu wandeln", so weit das eben möglich ist - es gibt ja eh so wenige Gedenkstätten, die an sie erinnern.
Habt ihr vielleicht irgendeine Idee, wo ich Infos herbekommen könnte (nicht nur zum Palazzo, allgemein zu Spuren, die ihre Zeit in Rom - ja doch immerhin knapp zehn Jahre - hinterlassen hat)?
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Post by ~ Titania ~ on Jan 28, 2008 18:06:20 GMT
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Post by marie on Jan 29, 2008 13:22:10 GMT
Also zumindest beim untersten Link wird auch Marie erwähnt, bzw. eben die bourbonischen Exilanten: "Quando nel 1860 Francesco II di Borbone e Maria Sofia di Baviera furono spodestati e costretti ad abbandonare Napoli, si stabilirono a Roma in Palazzo Farnese. Per l'occasione fu necessario realizzare dei lavori di restauro e di abbellimento per rendere degna la residenza dell'esilio degli ex-sovrani..." Ganz grob übersetzt: "Als Ferdinand II. von Bourbon und Marie Sophie von Bayern 1860 gezwungen wurden, Neapel aufzugeben, richteten sie sich im römischen Palazzo Farnese ein. Aus diesem Grund wurde es notwendig, Restaurationsarbeiten durchzuführen, damit das Gebäude als Domizil der Ex-Herrscher angemessen war..." (usw.) Ich habe noch nicht alles durchgelesen, aber auf jeden Fall hast du mir sehr geholfen! Bislang wusste ich gar nicht, dass das Palazzo Farnese ein SO bedeutendes, geschichtsträchtiges und jahrhundertealtes Gebäude ist bzw. heute noch als Museum und Galerie benutzt wird, sonst wäre ich vielleicht auf die Idee gekommen, einfach mal etwas intensiver bei Google nachzuschauen. *g* Nochmals ganz vielen Dank! Es sollte eigentlich nicht so schwierig sein, das Palazzo in unser Rom-Programm zu integrieren.
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Post by ~ Titania ~ on Jun 21, 2009 16:47:52 GMT
Hier ein seltenes Foto der einzigen Tochter Marie Sophies und Franz II. von Neapel, Christina (*24. Dezember 1869 +28. März 1870), die tragischerweise nur drei Monate nach ihrer Geburt in Rom in der Villa Farnèse wieder verstarb. Danke an Remi für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung. Das Foto selbst stammt aus der Sammlung Prince don Carlo di Somma, prince di Colle, marquess di Circello.
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Post by jessy on Jul 8, 2009 16:21:29 GMT
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Post by Deleted on Jul 9, 2009 13:10:07 GMT
Das Bild des Babys ist ja süß!
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Post by ~ Titania ~ on Jul 9, 2009 18:06:38 GMT
Ja, gemessen daran, dass es ein Totenbild ist. Früher hat man öfters die Verstorbenen auf dem Totenbett fotografieren lassen. Auf jeden Fall tauchen diese Bilder in dieser Zeit häufiger auf.
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sophia
Neue Seele
Sophie (1845-1867)
Posts: 34
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Post by sophia on Jul 9, 2009 22:00:44 GMT
Das Bild des Babys ist ja süß! was ist denn bitte an einem toten baby süß? schrecklich würde es wohl eher treffen ...
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Post by ~ Titania ~ on Jul 10, 2009 10:19:36 GMT
Ich denke, ihr war nicht bewusst, dass es auf dem Bild bereits verstorben ist. Und selbst wenn, kommt es immer auf die eigene Einstellung zum Tod an. Der eine findet es grausig, der andere nicht. Einige Totenbildnisse zeigen die Verstorbenen in einer geradezu friedlichen, gelösten Stellung mit entsprechender Mimik. Diese haben sogar etwas wunderschönes an sich.
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Post by marievalerie on Jul 10, 2009 20:26:46 GMT
ich finde das bild auch ok, also nicht schlimm oder schrecklich, es ist ok.
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Post by ~ Titania ~ on Jul 10, 2009 20:56:48 GMT
Sie sieht Marie vor allem sehr ähnlich.
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Post by Deleted on Jul 11, 2009 18:51:58 GMT
Ja ich wusste nicht daß es das Totenbild ist..... entschuldigung. Deshalb muss man ja nicht gleich auf den Putz hauen...
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sophia
Neue Seele
Sophie (1845-1867)
Posts: 34
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Post by sophia on Jul 13, 2009 14:00:40 GMT
Erzsébet, mir war nicht bewusst, dass Du keine Ahnung hattest, dass es sich bei dem einzigen bekannten Foto der kleinen Maria Christina um ihr Totenbild handelt. Bei genauerer Betrachtung ist dies jedoch absolut offensichtlich (geschlossene Augen, gefaltete Händchen). Übrigens habe ich nicht "auf den Putz" gehauen - das hätte sich dann schon ganz anders angehört.
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Post by ~ Titania ~ on Sept 20, 2010 15:00:32 GMT
Hier mal ein Portrait Maries aus meiner Sammlung. Es stammt vom Künstler Hanns Brunner. Kennt jemand dieses Bild und weiß, wo es sich zurzeit befindet? Es war mir gänzlich unbekannt.
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Post by ~ Titania ~ on Jan 28, 2011 2:06:51 GMT
Ein mir völlig unbekanntes Foto von Marie Sophie, das kürzlich bei Ebay zur Auktion stand: Es ist vom Atelier D' Alessandri Roma.
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ida
Elisabeth - Interessierte/r
Posts: 65
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Post by ida on Jan 28, 2011 15:07:20 GMT
Das Foto mit dem toten Baby ist eigentlich nur tieftraurig. Aber früher war das gang und gäbe, es gab sogar darauf spezialisierte Fotografen. Eigentümlich aus heutiger Sicht. Die Fotos von Marie - vor allem das letzte - sind toll.
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