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Post by ~ Titania ~ on Jul 14, 2007 15:04:37 GMT
marie: Im "Südtirol" - Thread haben wir mal über Carl Theodor gesprochen und du hattest die Klinik gesucht, in der er in Meran praktiziert hat. Hast du da inzwischen etwas gefunden? Für alle, die es interessiert. Hier ist schonmal der Link zur Klinik in München, die es heute immer noch gibt und die seinen Namen trägt (Es steht dort auch einiges zur Geschichte der Klinik und zu Carl Theodor): www.augenklinik-muenchen.de/
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Post by ~ Titania ~ on Jul 14, 2007 17:30:14 GMT
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Post by marie on Jul 15, 2007 9:12:35 GMT
@ titania: Ich habe mal grob nachgeschaut und bisher herausgefunden, dass Carl Theodor während eines Meransaufenthalts in Rottenstein praktizierte, sich dann später in einer Villa in Obermais einrichtete. Eine genaue Adresse o.ä. habe ich aber noch nicht gefunden. Ich werde aber, wenn ich Zeit habe, nochmal nachgucken.
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Post by ~ Titania ~ on Aug 15, 2007 11:51:33 GMT
Es gibt auch noch ein altes Buch über Carl Theodor von Richard Sexau. In Antiquariaten kann man es noch erstehen. Das Buch heißt "Fürst und Arzt" # Gebundene Ausgabe: 515 Seiten, Verlag: Verl. Styria; Auflage: [1. - 4. Tsd.] (1963), ASIN: B0000BNVLX
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Post by marie on Aug 25, 2007 16:48:15 GMT
Das Buch ist wunderbar, berichtet nicht nur unmittelbar über Carl Theodor selbst (dessen Leben es eindrucksvoll und spannend darstellt), sondern auch über die ganze herzogliche Familie plus die großen geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit (Gründung des Deutschen Kaiserreichs etc.) Der Autor hat mit vielen Zeitzeugen Interviews geführt, z. B. mit Carl Theodors Witwe Herzogin Marie José und ihrer gemeinsamen Tochter Gräfin Sophie von Toerring-Jettenbach sowi Albert von Thurn und Taxis (Nenes Sohn), dadurch standen ihm Infos zur Verfügung, die in keiner schriftlichen Quelle festgehalten sind. Ich hatte das Glück, das Buch vor eineinhalb Jahren für 30 Euro bei booklooker.de erstehen zu können und habe den Kauf keine Sekunde bereut.
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Post by ~ Titania ~ on Aug 26, 2007 15:10:02 GMT
Das hatte ich gehofft, dass es so sein würde. Ich denke, dann wird das mein nächstes Buch in der Sammlung werden, aber zurzeit beschäftige ich mich noch mit der Gräfin Larisch. *g* Manchmal wünschte ich, ich könnte schneller bzw. mehrere Bücher auf einmal lesen, so viel wie es über Elisabeth & Co. gibt.
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Post by marie on Aug 28, 2007 8:10:33 GMT
Ich denke nicht, dass dich das Buch von Sexau enttäuscht wird. Ich z. B. war schon restlos begeistert, als ich seine Dankagung gelesen hatte; all die illustren Gesprächspartner, denen er gedankt hat!! Und dann ging's fesselnd weiter mit der recht detaillierten Schilderung vom Alltagsleben in Possenhofen und der Kindheit von Carl Theodor, Elisabeth usw. Ja, wäre schon nicht schlecht, wenn man schneller lesen könnte. Oder wenn man endlos Geld hätte für all die interessanten antiquarischen Bücher, die leider, leider nicht neu aufgelegt werden.
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Post by ~ Titania ~ on Oct 7, 2007 15:44:53 GMT
Ich habe mir das Buch jetzt auch bestellt, nachdem ich nun endlich bald die 'Gräfin Larisch' beiseite legen kann (Das Buch fand ich übrigens auch super, eine wirklich tolle Biographie über Marie-Louise). Für knapp 40 Euro fand ich es noch ganz erschwinglich. Ich habe es auch schonmal teurer angeboten gesehen. Ich freu mich schon.
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Post by marie on Oct 8, 2007 14:46:26 GMT
Ja, 40 € sind als Preis auf jeden Fall okay. Für das Buch lohnt sich's meiner Meinung nach. Du kannst ja dann mal schreiben, ob es dir auch so gut gefallen hat, wenn du's gelesen hast. Die Larisch-Biographie fand ich auch sehr gut und mit vielen Seiten, da hatte man viele Infos und richtig Lesestoff. Der Bildteil war in dem Buch besonders toll.
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Post by ~ Titania ~ on Oct 12, 2007 14:13:38 GMT
Ja, man kann nur erahnen, wieviel Arbeit das gewesen sein muss. Die Biographie ist ja nun sehr detailliert, mit unzähligen unterschiedlichen Quellen. Das Buch über Carl Theodor ist heute angekommen. Habe es schonmal etwas durchblättert. Die Fotos sind auch klasse, obwohl man die meisten natürlich als Elisabeth-Fan schon kennt. Das Foto von Carl Theodor, Franz Joseph, u.a. am Tegernsee fand ich klasse. War mir auch bis dato unbekannt.
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Eli
Elisabeth - Freund
Posts: 139
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Post by Eli on Nov 19, 2008 17:42:09 GMT
Ich lese gerade das Buch Sissi in Meran. Die Artzpraxis die sich Carl Theodor in Meran einrichtete befand sich in der Villa Bavaria in Obermais. Die Villa ist heut ein Hotel.
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Post by schattenengel on Jul 19, 2009 17:00:53 GMT
Weis jemand was über seine Tochter Amélie?
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Post by ~ Titania ~ on Jul 19, 2009 17:26:59 GMT
Amélie war die erste Tochter Carl Theodors und entstammt der Ehe mit Sophie Marie, Prinzessin von Sachsen, die relativ früh verstarb. Amélie hat im Alter von 27 Jahren (also für damalige Verhältnisse relativ spät) am 4. Juli 1892 in Tegernsee Wilhelm Karl, Herzog von Urach (* 30. Mai 1864 in Monaco; † 24. März 1928 in Rapallo, Italien) geheiratet. Die Ehe soll glücklich gewesen sein. Amélie gebar 9 Kinder: Marie Gabriele (1893–1908) Elisabeth (1894–1962) Karola (1896–1980) Wilhelm (1897–1957) Karl Gero (1899–1981) Margarethe (1901–1975) Albrecht (1903–1969) Eberhard (1907–1969) Mechtild (1912–2001) Sie verstarb bei der Geburt des neunten Kindes, Mechtild, im Alter von nur 46 Jahren. Ihr Ehemann heiratete 1924 wieder: Wiltrud Marie Alix Prinzessin von Bayern, Tochter Ludwigs III. von Bayern. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder mehr hervor. Amélie war auch eine enge Freundin der Erzherzogin Marie Valerie. Hier ein paar Fotos: Amélies Mutter, Sophie von Sachsen, Carl Theodors erste Frau Amélie Wilhelm, Amélie und Kinder
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sophia
Neue Seele
Sophie (1845-1867)
Posts: 34
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Post by sophia on Jul 19, 2009 19:08:39 GMT
Sie verstarb bei der Geburt des neunten Kindes, Mechtild, im Alter von nur 46 Jahren. Amélie starb am 26. Mai 1912, etwa drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter Mechthilde (geb. 04. Mai 1912). Laut Marie Freiin Redwitz, Hofdame der jungen Herzogin Amélie, starb diese ganz unerwartet, als sie zum ersten Mal nach der Geburt aufstand, um mit ihrer Familie Tee zu trinken, an einer Thrombose. Als Wilhelm das Zimmer seiner Frau betrat, lag diese bereits am Boden. Amélie war das erste von drei Kindern, das Herzogin Marie José im Jahr 1912 verlor. Nach ihrer Stieftochter, die sie wir ihr eigenes Kind liebte, starben auch Franz Joseph und Marie Gabrielle in jungen Jahren. Ein Enkel Amélies bestätigte mir, dass die Ehe seiner Großeltern eine glückliche war. Das Paar lebte mit seinen Kindern in einem Stadtpalais in Stuttgart, vorzugsweise aber auf Schloss Lichtenstein, einem sehr bizarr aussehenden Bau mit vielen Türmen und Winkeln, der sich auch heute noch im Familienbesitz der Urachs befindet. Laut Freiin Redwitz war Amélie eine sehr in sich gekehrte, verschlossene und misstrauische Person, die nie viel Aufhebens um ihre Person machte. Sie wollte nie im Mittelpunkt stehen oder einer anderen Person in irgendeiner Weise zur Last fallen. Wenn sie einen Menschen jedoch in ihr Herz geschlossen hatte, konnte sie sehr herzlich und freundlich sein. Ähnlich wie Elisabeth liebte Amélie lange und auch anstrengende Spaziergänge, sehr zum Leidwesen so mancher herzoglichen Hofdame. Amélie gilt als die Lieblingsenkelin der Herzogin Ludovica, die in der Übergangsphase zwischen dem frühen Tod der Prinzessin Sophie 1867 und der Wiederverheiratung Carl Theodors 1874 die engste weibliche Bezugsperson Amélies war. Ludovica war im Bezug auf Amélie sehr besitzergreifend, wollte sie stets um sich haben. So ist auch zu erklären, dass Carl Theodor, Marie José und die Kinder aus zweiter Ehe im Sommer zumeist auf Schloss Tegernsee lebten, während Amélie ihre Zeit bei Großmama Ludovica in Possenhofen und dem Maxpalais zubrachte. In diesem Zusammenhang auffallend ist auch, dass Amélie für damalige Verhältnisse recht spät, aber nur wenige Monate nach dem Tod der alten Herzogin geheiratet hat. Es ist reine Spekulation, aber vielleicht hat Ludovica Amélie ja das Versprechen abgenommen, dass sie erst heiratet, wenn sie selbst nicht mehr lebt. Amélie plante ein Büchlein über ihre Großmutter, das in einer ersten Fassung exisiert, jedoch nie gedruckt wurde. Außerdem schrieb sie fleißig Tagebücher, die heute noch von ihren Nachkommen gelesen, jedoch wohl nie veröffentlicht werden. Wie bereits erwähnt, verband Amélie eine sehr innige Freundschaft mit ihrer Cousine Marie Valérie. Auch ihrer sächsischen Verwandtschaft stand sie zeitlebens sehr nahe. Mehrmals im Jahr besuchte Amélie ihren Onkel Albert und ihre Tante Carola in Dresden, deren besonderer Liebling sie war. Demenstprechend wurde sie auch bei jedem Aufenthalt verwöhnt und reich beschenkt. Besonders zu ihrer Cousine Maria Josepha, der Mutter des späteren Kaiser Karls, hatte sie ein sehr enges Verhältnis. Soweit einige Gedanken zu Herzogin Amélie ...
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Post by ~ Titania ~ on Jul 19, 2009 20:19:54 GMT
Wow, sophia, das sind tolle und auch interessante Details über Amélie und ihre Familie. Vielen vielen Dank dafür. Basieren diese Fakten größtenteils auf den Aussagen der Freiin Redwitz und Marie Valeries oder gibt es noch weitere bedeutende Quellen, in denen man etwas über Amélie erfahren könnte? Ich nehme an, dass es eine Biografie im ursprünglichen Sinne nicht gibt. Es hat in der Tat etwas von Märchenschloss und Ritterburg. www.schloss-lichtenstein.de/
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Post by schattenengel on Jul 19, 2009 20:39:14 GMT
ein kleines Märchenschloß
Vielen Dank für die vielen Infos
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sophia
Neue Seele
Sophie (1845-1867)
Posts: 34
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Post by sophia on Jul 20, 2009 9:25:34 GMT
Wow, sophia, das sind tolle und auch interessante Details über Amélie und ihre Familie. Vielen vielen Dank dafür. Basieren diese Fakten größtenteils auf den Aussagen der Freiin Redwitz und Marie Valeries oder gibt es noch weitere bedeutende Quellen, in denen man etwas über Amélie erfahren könnte? Ich nehme an, dass es eine Biografie im ursprünglichen Sinne nicht gibt. Ich beschäftige mich seit ein paar Jahren vorzugsweise mit der Familie Carl Theodors, wobei ich ganz besonderes Interesse für Sophie von Sachsen, Marie José, Amélie und Sophie entwickelt habe. Vielleicht in erster Linie deswegen, weil es über sie - im Gegensatz zu z.B. Elisabeth und Marie Gabrielle - nicht so viele Informationen gibt und man noch selbst ein bisschen recherchieren kann. Ähnlich ist es z.B. bei Maria Theresia "Mädi", der Tochter von Mathilde Trani, oder Louise d'Orléans, der Tochter Sophie d'Alencons. Der Rahmen des Möglichen ist in diesen Fällen nicht gerade groß und hängt häufig auch von der Bereitschaft der Nachkommen ab, Familiengeschichten erzählen und somit auch weitergeben zu wollen. Aber zurück zu Amélie: Natürlich (ein selbstverständliches "natürlich", das ich gerade in diesem Fall sehr bedauere) gibt es über Amélie keine Biographie. Es existieren scheinbar eine Reihe von Tagebüchern, die aber laut einem Sohn von Amélies Jüngsten Eberhard Urach (Zitat) niemals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Verständlich, wenn auch sehr bedauerlich für uns. Die beste "Amélie-Quelle", auf die man mit etwas Glück zurückgreifen kann, ist die "Hofchronik" von Marie Freiin Redwitz, das wie kaum ein zweites Buch einen Einblick in das private Leben der herzoglichen Familie gibt. Da Freiin Redwitz einige Jahre Amélies Hofdame war, darf man ihren Ausführungen, v.a. aber ihren Charakterbeschreibungen durchaus Glauben schenken, wenngleich man sicherlich einige Abzüge machen muss. In manchen Textpassagen zeigt sich deutlich - wie auch in anderen Aufzeichnungen von Bediensteten -, dass Freiin Redwitz in ihrer großen Loyalität und Ehrfurcht, die herzogliche Familie und deren Verwandtschaft ein Stück weit glorifiziert, obwohl sie erstaunlicherweise zuweilen auch kritische Bemerkungen fallen lässt. Wenn es Euch interessiert, kann ich die Charakterisierung Amélies durch Marie Redwitz gerne ins Forum stellen. Sophie
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Post by schattenengel on Jul 20, 2009 10:44:20 GMT
das wäre super.
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sophia
Neue Seele
Sophie (1845-1867)
Posts: 34
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Post by sophia on Jul 21, 2009 14:33:07 GMT
1888:
Die Prinzessin war zweiundzwanzig Jahre alt, eine große, vornehme Erscheinung, nicht eben hübsch, hatte aber doch sehr viel Charme. Ihr größter Schmuck waren die dichten, blonden, etwas gewellten Haare, eine Schönheit, die fast allen Mitgliedern der herzoglichen Familie eigen war. Als wir zum Frühstück zusammenkamen, wurde ich der zwanzigjährigen Erzherzogin Valerie vorgestellt. Ein einfacheres, bescheideneres, natürlicheres Wesen als diese Kaisertochter kann man sich nicht denken. Ohne schöne Züge zu haben, wirkte ihre Physiognomie unendlich sympathisch, und aus ihren sinnigen Augen sprach sehr viel Güte. Die Figur war unbedeutend, aber nicht ohne Grazie, und trotz der großen Verschiedenheit erinnerte sie an ihre schöne Mutter. Die beiden Prinzessinnen waren Kusinen und zugleich die besten Freundinnen, die sich in allen Interessen verstanden. Eine höchst unbequeme Eigenschaft war ihnen gemeinsam: eine übertriebene Gewissenhaftigkeit, die sich in quälenden Skrupeln ausdrückte. So kamen sie aus den Bedenken nie heraus.
Nach dem zweiten Frühstück machte die Prinzessin (Amelie) ihren Spaziergang, womöglich in gutem Tempo, und zwar zwei Stunden nacheinander, das Wetter wurde dabei wenig in Betracht gezogen.
Prinzessin Amelie war ein kränkliches Kind und fühlte sich gegenüber ihren gesunden schönen Geschwistern leicht etwas zurückgesetzt. Oft sprach sie davon, eine alte Jungfer zu werden, und sagte neulich: "Nicht wahr, es gibt Menschen, die nie in ihrem Leben verliebt gewesen sind." Ich meinte, das seien doch nur Ausnahmefälle, und sie antwortete: "Dann bin ich ein solcher, denn ich bin jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und habe mich noch nie für jemanden interessiert."
Von ihrem Wissen und ihrer Bildung machte die Prinzessin nie nach außen hin Gebrauch. In größerem Kreise war sie schweigsam wie ihr Vater, an einer Debatte pflegte sie sich nie zu beteiligen, wenn sie auch Auskunft geben konnte, und warf man ihr das scherzend vor, meinte sie trocken: "Man hat mich ja nicht gefragt." Ihre Schüchternheit war ein Erbstück der Familie, und fast alle deren Glieder leiden darunter. Der Herzog erzählte selbst, wieviel er dadurch ausgestanden, und wie er bei seiner ersten Konsultation vor Verlegenheit in einem Maße transpiriert habe, daß er um ein frisches Hemd schicken mußte. Auch die alte Herzogin sagte bei aufregenden Gelegenheiten stets: "Cela me coute une chemise." (Das kostet mich ein Hemd.)
Quelle: Marie Freiin von Redwitz "Hofchronik", 1924
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Post by ~ Titania ~ on Jul 24, 2009 15:19:09 GMT
Klasse. Das ist in der Tat sehr interessant zu lesen. Man versinkt sofort in ihren Erzählungen. Lieben Dank nochmal, Sophie. Das kann man im Tagebuch Valeries nur allzu deutlich feststellen. Besonders in Bezug auf ihr Schwärmen für Franz Salvator. Irgendwie süss. Hier mal noch ein bekanntes Fotos von Marie Valerie und Amélie:
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