Post by marie on Dec 7, 2008 17:52:06 GMT
Ich habe doch vor längerer Zeit an anderer Stelle versprochen, einen Kommentar zu diesem Werk zu verfassen, so bald ich es ganz gelesen habe. Nun endlich habe ich mich wieder an diese Ankündigung erinnert, und falls noch Interesse besteht, folgt hier nun mein persönlicher Erfahrungsbericht:
Wie Corti, Hamann etc. hat sich Haslip dazu entschlossen, das Buch auf konventielle Weise chronologisch zu gliedern. Es reihen sich also Themengebiete wie "Kindheit in Bayern", "Die Revolution 1848/49", "Kennenlernen in Ischl" etc. entsprechend ihrer zeitlichen Abfolge aneinander, alle sind recht detailliert erläutert und daher auch Neulingen auf dem Gebiet leicht verständlich. "Fortgeschrittene" werden nicht überwiegend viel Neues aus Haslips Buch entnehmen können, aber Elisabeths Biographie trotzdem angenehm komplett, kritisch (aber niemals angreifend oder abwertend) geschildert und auf vielseitige Weise betrachtet vorfinden. So zitiert die Autorin beispielsweise besonders viele Passagen aus Gräfin Festetics Tagebuch, das in anderen Büchern zum Thema nur als Randquelle behandelt wird, aber hier eben wahren Aufschluss über Elisabeths Alltagsleben, ihre Stimmungen und ihr Verhalten innerhalb ihres ungarischen Hofstaates gewährt. Joan Haslip schildert Elisabeths Beziehungen zu ihren Geschwistern, ihren Kindern, versucht, ihre geheimnisvolle Bindung an Andrassy zu analysieren und die Entwicklung in ihrem Verhältnis zu Franz Joseph darzustellen - sie ist stets bemüht, dem Leser trotz fundierter Recherche ganz lebendige Eindrücke von Elisabeths charakterlichem Wandel und ihrer jeweiligen Lebensphase zu vermitteln, ohne dabei Aspekte zu überspringen, zu beschönigen oder zu verklären. Sie schildert die Komplexität der Persönlichkeit Elisabeths, sowohl, was ihren enormen Charme und ihre Intelligenz anbelangt, als auch, was ihre Melancholie, ihr zuweilen selbstsüchtiges Gebärden und ihre Anflüge von Verfolgungswahn betrifft. Politische Hinergründe werden erläutert, um einen zeitlichen Kontext zu bieten, aber nicht in ermüdender Länge ausgebreitet. Im Vordergrund bleiben stets die Kaiserin und die Personen, die ihr Privatleben teilten.
Das Buch war - kurz gesagt - sehr interessant zu lesen, die Art der Autorin, sich Elisabeths Person und ihrer Epoche zu nähern, empfand ich als sehr angenehm. Ich habe den Kauf nicht bereut, würde aber auch nicht sagen, dass man Haslips Buch "haben muss". Die großen neuen Erkenntnisse liefert es nicht, obwohl es eine gute, komplexe Lebensbeschreibung bietet. Das Englisch war übrigens sehr verständlich - ich habe zwar schon ein bisschen Erfahrung mit Lesen in Fremdsprachen, aber es gab eindeutig englische Werke, die mir mehr Probleme bereitet haben. Hier konnte das Wörterbuch im Schrank stehen bleiben, aber eben auch deshalb, weil einige der zitierten Quellen schon hinreichend bekannt sind.
Wie Corti, Hamann etc. hat sich Haslip dazu entschlossen, das Buch auf konventielle Weise chronologisch zu gliedern. Es reihen sich also Themengebiete wie "Kindheit in Bayern", "Die Revolution 1848/49", "Kennenlernen in Ischl" etc. entsprechend ihrer zeitlichen Abfolge aneinander, alle sind recht detailliert erläutert und daher auch Neulingen auf dem Gebiet leicht verständlich. "Fortgeschrittene" werden nicht überwiegend viel Neues aus Haslips Buch entnehmen können, aber Elisabeths Biographie trotzdem angenehm komplett, kritisch (aber niemals angreifend oder abwertend) geschildert und auf vielseitige Weise betrachtet vorfinden. So zitiert die Autorin beispielsweise besonders viele Passagen aus Gräfin Festetics Tagebuch, das in anderen Büchern zum Thema nur als Randquelle behandelt wird, aber hier eben wahren Aufschluss über Elisabeths Alltagsleben, ihre Stimmungen und ihr Verhalten innerhalb ihres ungarischen Hofstaates gewährt. Joan Haslip schildert Elisabeths Beziehungen zu ihren Geschwistern, ihren Kindern, versucht, ihre geheimnisvolle Bindung an Andrassy zu analysieren und die Entwicklung in ihrem Verhältnis zu Franz Joseph darzustellen - sie ist stets bemüht, dem Leser trotz fundierter Recherche ganz lebendige Eindrücke von Elisabeths charakterlichem Wandel und ihrer jeweiligen Lebensphase zu vermitteln, ohne dabei Aspekte zu überspringen, zu beschönigen oder zu verklären. Sie schildert die Komplexität der Persönlichkeit Elisabeths, sowohl, was ihren enormen Charme und ihre Intelligenz anbelangt, als auch, was ihre Melancholie, ihr zuweilen selbstsüchtiges Gebärden und ihre Anflüge von Verfolgungswahn betrifft. Politische Hinergründe werden erläutert, um einen zeitlichen Kontext zu bieten, aber nicht in ermüdender Länge ausgebreitet. Im Vordergrund bleiben stets die Kaiserin und die Personen, die ihr Privatleben teilten.
Das Buch war - kurz gesagt - sehr interessant zu lesen, die Art der Autorin, sich Elisabeths Person und ihrer Epoche zu nähern, empfand ich als sehr angenehm. Ich habe den Kauf nicht bereut, würde aber auch nicht sagen, dass man Haslips Buch "haben muss". Die großen neuen Erkenntnisse liefert es nicht, obwohl es eine gute, komplexe Lebensbeschreibung bietet. Das Englisch war übrigens sehr verständlich - ich habe zwar schon ein bisschen Erfahrung mit Lesen in Fremdsprachen, aber es gab eindeutig englische Werke, die mir mehr Probleme bereitet haben. Hier konnte das Wörterbuch im Schrank stehen bleiben, aber eben auch deshalb, weil einige der zitierten Quellen schon hinreichend bekannt sind.