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Post by schattenengel on Feb 28, 2009 14:38:12 GMT
Tja, ich habe mir noch mal ein Interview mit Brigitte Hamann durchgelesen wo sie sich auch zu dem Mythos äußert. Für sie entsetht der in den 50er Jahren mit den Sissi-Filmen mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm Was aber denken wir denn so über den Mythos oder Kult um Elsiabeth? Für mich entsetht der Mythos auch eigentlich mit den HeileWeltFiolmen mit Romy. Elisabeth war ja bis dahin weitestgehend nicht mehr so ganz interessant für die Geschichte (das politische lassen wir außen vor). Und dieses herzige Mädel Romy prägt ja als Märchenprinzessin ganze Generationen nun schon. Besonders wenn man bedenkt wie kontrastreich das zu der eigentlichen Elisabeth ist. Elsiabeth als eine hochgebildete, sehr exzentrische Frau und dann dieses süße, niedliche Mädel was den Kaiser heiratet und "glücklich bis ans ende ihrer Tage" lebt
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Post by wizard on Feb 28, 2009 23:11:34 GMT
Um den Elisabeth Mythos klären zu können, stelle ich mal die allgemeinere Frage: wann ensteht eigentlich ein Mythos? Warum hören wir heute immer noch Mozart, Elvis & Co? Welche Bedingungen müssen gegeben sein, um für alle Zeiten bekannt zu werden?
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Post by Erzsébet Királyné on Mar 1, 2009 0:07:56 GMT
Ich würde sagen, dass Elisabeth zum Teil auch aufgrund der Tatsache, dass es ein Attentat auf sie gegeben hat/sie ermordet wurde, zum Mythos wurde. Schließlich wurden schon einige Filme vor der Sissi-Trilogie über Elisabeth gedreht. Aber sicherlich sind die Romy Schneider Filme großteils Schuld an dem ganzen "Trara" um sie. Diese Filme haben schließlich manche Leute, im Bezug auf Elisabeth so sehr geprägt, dass diese Leute Romy und Elisabeth nahezu für ein und dieselbe Person gehalten haben. Ich habe zum Beispiel mal irgendwo gelesen, dass eine Frau vor einigen Jahren (vermutlich als Romy noch lebte) in der Kapuzinergruft vor Elisabeths Grab sagte: "Mei, die Romy ist gstorbn?" (falls ich das jetzt nicht ganz richtig wiedergegeben habe, tut mir das leid, ist schon etwas länger her ) Vielleicht haben aber zum geringen Teil auch ihre Gedichte, welche 1950 aufgetaucht sind (bzw "geöffnet" wurden), was mit ihrer "neu aufgeflammten" Popularität zu tun. Daher würde ich sagen, dass wahrscheinlich doch mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Wobei sicherlich die Filme am ausschlaggebendsten waren. So das war jetzt mal meine Meinung dazu
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Post by marie on Mar 1, 2009 8:26:26 GMT
Ich sehe im wesentlichen drei Gründe dafür, dass ein solch unsterblicher Mythos um die Person Elisabeths entstand, wo bei zwei davon bereits aufgeführt wurden:
(1) Ihr Tod - die Ermordung erschütterte die zeitgenössische Welt und blieb den Menschen im Gedächtnis. Ein gewaltsames Ende, die Feile, Genf, der Tod einer unschuldigen, schönen Frau, das sind Aspekte, die die Menschen nicht vergessen und aus denen Mythen entstehen.
(2) Die Romy-Schneider-Filme - sie gehörten zu den beliebtesten Streifen der Nachkriegszeit, führten sicherlich nicht nur zur Verklärung von Elisabeth selbst, sondern zur Verklärung einer ganzen Epoche, der entschwundenen "guten alten Kaiserzeit". Die Menschen begannen, "Sis(s)i" zu bewundern bzw. auch, die wahre, historische Persönlichkeit hinter den märchenhaft ausgeschmückten Klischees zu suchen. Daraus lässt sich Elisabeths anhaltende Popularität im 20. Jahrhundert erklären.
(3) Die Tatsache, dass wenige Menschen Elisabeth zu ihren Lebzeiten tatsächlich "kannten" - kaum jemand stand ihr nahe und erhielt die Chance, ihre Gefühls- und Gedankenwelt zu teilen. Schon ihre Zeitgenossen hatten eigentlich keine Gelegenheit, Verständnis für diese stets ferne, unnahbare Gestalt in ihrer Mitte zu entwicklen. Daraus könnten Mythen entstanden sein, Bemühungen, Elisabeth zu "interpretieren", deren widersprüchliche Ergebnisse ihre Persönlichkeit nur umso unbegreifbarer und daher faszinierender erschienen ließen.
Eventuell mag es auch eine Rolle gespielt haben, dass Elisabeth (außer Zita, die nur während zwei Kriegsjahren in Thronbesitz war) Österreichs letzte Kaiserin war, die Frau an Franz Josephs Seite, der unschlagbare 68 Jahre lang regierte und daher für viele Veränderungen etc. steht.
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Post by schattenengel on Mar 1, 2009 9:48:21 GMT
Es mag aber auch zum Teil von Elisabeth herbeigeführt worden sein. Denn schließlich gestaltete sie sich selbst gerne als eine Art "Fee". Und diese entrückte person,d ie eben nicht wie eine "normale Person" schien und immer mit irgendwelchen Exzessen und Exzentrischen Dingen auf sich aufmerksam machte bot auch immer viel Platz zum spekulieren. Ich meine wie gerne schreibt man doch Menschen gerne etwas zu, denkt sich etwas in sie hinein. menschen die im öffentlichen Blickpunkt des Interesses stehen sind ein beliebtes Objekt für "Märchen" und ich glaube wenn Personen sehr prägend in der Öffentlichkeit sind wie eben Elvis, Mozart oder auch Martin Luther KIng oder Mahatma Gandhi beginnt nach ihrem Ableben das, was man Rebecca -Mythos nennt: eine Verklärung und Ikonisierung der Person
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Post by wizard on Mar 1, 2009 19:02:17 GMT
Allemein: Ich glaube, daß in dem Leben der betreffenden Personen ein Systembruch vorgelegen haben muß. Im Falle Mozart: er war der erste Künstler, der sich selbst vermarktet hat. Erst die Trennung vom Fürsterzbischof Colloredo brachte ihm den künstlerischen freiraum, um seine Kreativität auszuleben. Elvis war der erste weiße Sänger mit einer schwarzen Stimme. Im Falle Elisabeths lag der Systembruch in der Verweigerung der ihr zuerkannten Rolle als Kaiserin. Bei allen Personen zog der Systembruch entsprechende Konflikte mit sich. Ich stimme der Hamann nicht zu, ich denke, die Grundlagen für den Mythos wurden viel früher gelegt.
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Post by schattenengel on Mar 1, 2009 19:50:06 GMT
das ist natürlich auch eine Überlegung. Aber Elisabeth war ja eigentlich bis zu den Sissi-Filmen ein wenig vergessen. Vielleicht irre ich mich, aber viele bekamen erst wirklichen Zugang zur Elisabeth mit der "herzeigen" Sissi/Romy Schneider.
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Post by ~ Titania ~ on Mar 1, 2009 21:54:52 GMT
Brigitte Hamanns Meinung teile ich diesbezüglich auch nicht. Ich denke, Ralfs Erklärung trifft es recht gut, wenn es auch sicherlich nur ein Aspekt der Mythoisierung gewesen ist. Elisabeth hatte sich selbst schon zu Lebzeiten einen eigenen Mythos geschaffen, und zwar dadurch, wie sie sich gegeben hat, ihre Exzentrizitäten, das Geheimnisvolle, das sie umgab, nicht auch zuletzt dadurch, dass sie sich viel 'versteckt' hat, der Öffentlichkeit entzog. Gerüchte entstanden, Maler konnten sie nicht mehr portraitieren, sondern mussten sich ihrer Vorstellung hingeben. Das mussten die Leute auch, die sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielten. Dazu kommt noch die Art ihres Todes. Das lässt schnell einen Mythos entstehen.
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Post by schattenengel on Mar 2, 2009 15:02:33 GMT
Élisabeth hat ziemlich viel zu ihrem eigenen Mythos beigetragen, aber ich finde da hat sehr sehr viel eine Rolle gespielt. Elisabeth selbst Ihre Umwelt und die MEnschen Und auch später die Bücher Die Sissi-Filme
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Post by marie on Mar 2, 2009 17:12:58 GMT
Ich denke, allgemein könnte man auch sagen, Mythen entstehen um Persönlichkeiten, deren Leben/Werk/Verhalten so außergewöhnlich erscheint, dass es auch noch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte nach ihrem Ableben faszinieren kann. Das müssen nicht immer die Menschen sein, die zu ihrer Zeit das Leben umschwärmter "Stars" im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit führten. Auch Elisabeth lebte ja zurückgezogen und für sich, soweit ihr dies möglich war. Viele heute legendäre Künstler (wie van Gogh oder teils auch Mozart) wurden erst lange nach ihrem Tode voll anerkannt und wahrgenommen, eben weil sie etwas an sich hatten, was bleibendes Interesse an ihnen heraufbeschwor - etwas, was sozusagen den Jahrhunderten und das Vergessen, was diese mit sich bringen, widerstand. Bleibende Aktualität vielleicht? Van Goghs Bilder regen Fachkreise und Laien immer wieder zu Interpretationen und Betrachtungen an, in Elisabeths Drang "auszubrechen" können sich auch ganz moderne Menschen einfühlen... ich weiß nicht, ob ich verständlich ausdrücken kann, was ich sagen will. ;-)
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Post by schwarzemoewe on Mar 3, 2009 9:30:33 GMT
marie: ja, genau so sehe ich das auch, ich wußte nur nicht recht, wie ich es formulieren sollte Aber m.M. hast Du das schon sehr richtig getroffen. Ich denke, Menschen, die rebelliert haben, die ihrer Zeit voraus waren, die sich nicht an Konventionen gehalten haben, die ihr eigenes Ding durchgezogen haben und deshalb von ihren Zeitgenossen oft missachtet oder verkannt worden, aber der Nachwelt dafür ein zeitloses Erbe (Musik, Gedichte, Bilder, Geschichte) hinterlassen haben faszinieren die Menschen einfach. Vielleicht auch, weil unsere "moderne" Gesellschaft diese Menschen besser verstehen kann, als ihre eigenen Mitmenschen damals und man sich fragt, warum diese "großen" Künstler oder Personen damals oft so verkannt und erst nach ihrem Tod richtig berühmt worden. Wobei mir dazu noch einfällt, daß viele dieser Personen (Elisabeth, Mozart, Elvis usw.) alle ja auch relativ jung gestorben sind, und oft auch nicht eines natürlichen Todes. Sicher spielt das auch noch mit eine Rolle.
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