Post by ~ Titania ~ on Dec 29, 2010 11:47:37 GMT
Der Schatz der Kelten
Handelt es sich bei der vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot beschriebenen keltischen Stadt „Pyrene“ doch um die Heuneburg bei Hundersingen im Landkreis Sigmaringen? Ist der ehemals keltische Fürstensitz auf einem Sporn hoch über der Donau vielleicht doch die älteste Stadt Deutschlands, wie immer wieder vermutet wurde?
Ein sensationeller Fund in der Donauebene unter der Burg kann vielleicht helfen, diese Fragen zu beantworten. In der Nähe des „Bettelbühl“ wurde ein 2600 Jahre altes Prunkgrab gefunden, das die letzte Ruhestätte einer keltischen Fürstin sein könnte. Zwei Kräne hoben 80 Tonnen Erdmasse aus dem Boden. Auf einem Tieflader wurde das komplette Grab in ein Labor nach Ludwigsburg geschickt.
Die wissenschaftliche Bedeutung des Fundes ist groß. So groß, dass die Grabungen von Juli bis November unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Unter starken Sicherheitsvorkehrungen wurde das vier mal 5 Meter große Kammerschachtgrab am Dienstag – eingeschlossen in einen Erdblock von sieben mal sechs Metern – von zwei Autokränen gehoben und auf einem Tieflader in den Großraum Stuttgart transportiert. Dort bekommen die Spezialisten des Landesamtes für Denkmalpflege nun eine Menge zutun.
Bei einem Pressegespräch im Herrenhaus des Freilichtmuseums Heuneburg sprach der Tübinger Regierungspräsident Hermann Strampfer vom „schwäbischen Troja“, einem Fund von europäischem Rang „und vielleicht dem Beginn einer großen Geschichte“. Sein Stuttgarter Kollege Johannes Schmalzl (ihm untersteht das Landesamt für Denkmalpflege) machte deutlich, dass wegen der wissenschaftlichen Größe des Fundes der Lagerort völlig geheim bleiben soll.
Schon vor etwa 150 Jahren wurden Grabhügel im Bereich der Heuneburg geöffnet. Dabei war die Enttäuschung der Ausgräber oft groß: Antike Grabräuber waren bereits da gewesen und hatten vor allem Goldschmuck entwendet. Dass die Eindringlinge dabei nicht sonderlich zaghaft zu Werke gingen hat schon viele Archäologen geärgert. Doch bei den jüngsten Grabungen ist den Wissenschaftlern des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart eine außergewöhnliche und wissenschaftlich herausragende Entdeckung gelungen.
Grabungsleiter Dirk L. Krauße berichtete von reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze, die in der Grabkammer gefunden wurden. Auch die Erhaltung des Grabes ist für die Archäologen ganz außergewöhnlich. Grundwasser und die Staunässe des Bettelbühlbaches haben dafür gesorgt, dass die mächtigen Eichenhölzer des Kammerbodens und Beigaben aus organischen Materialien, die unter normalen Bedingungen im Boden spurlos vergehen, in diesem einmaligen Fall konserviert worden sind.
Bisher ist lediglich ein kleiner Teil der Grabkammer freigelegt worden. Weitere Untersuchungen sollen nun unter Laborbedingungen stattfinden. Deshalb wurde das Grab komplett abtransportiert. Dann wird es auch möglich sein, die im Grab enthaltenen Beigaben wie Holz, Stoffe und Leder genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für Krauße ist aber auch klar, dass das neu entdeckte Prunkgrab auch ein Meilenstein für die Rekonstruktion der Sozialgeschichte der Kelten sein könnte. Dabei werden Stichworte wie Adelsbildung, Dynastiebildung und Verlagerung der Prunkgräber eine Rolle spielen. Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen haben, kommt der Archäologie eine ganz besondere Stellung zu. Und wer weiß: Vielleicht ist die Heuneburg einmal der Grund für einen weiteren Einsatz von Indiana Jones. Denn Spannung dürfte in den kommenden Jahren garantiert sein. Dafür steht das „rätselhafte Volk“, wie die Kelten auch aus gutem Grund genannt werden. Übrigens: Laut Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg gehört der komplette Fund dem Staat.
www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/herbertingen/Der-Schatz-der-Kelten;art372557,4650278
Handelt es sich bei der vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot beschriebenen keltischen Stadt „Pyrene“ doch um die Heuneburg bei Hundersingen im Landkreis Sigmaringen? Ist der ehemals keltische Fürstensitz auf einem Sporn hoch über der Donau vielleicht doch die älteste Stadt Deutschlands, wie immer wieder vermutet wurde?
Ein sensationeller Fund in der Donauebene unter der Burg kann vielleicht helfen, diese Fragen zu beantworten. In der Nähe des „Bettelbühl“ wurde ein 2600 Jahre altes Prunkgrab gefunden, das die letzte Ruhestätte einer keltischen Fürstin sein könnte. Zwei Kräne hoben 80 Tonnen Erdmasse aus dem Boden. Auf einem Tieflader wurde das komplette Grab in ein Labor nach Ludwigsburg geschickt.
Die wissenschaftliche Bedeutung des Fundes ist groß. So groß, dass die Grabungen von Juli bis November unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Unter starken Sicherheitsvorkehrungen wurde das vier mal 5 Meter große Kammerschachtgrab am Dienstag – eingeschlossen in einen Erdblock von sieben mal sechs Metern – von zwei Autokränen gehoben und auf einem Tieflader in den Großraum Stuttgart transportiert. Dort bekommen die Spezialisten des Landesamtes für Denkmalpflege nun eine Menge zutun.
Bei einem Pressegespräch im Herrenhaus des Freilichtmuseums Heuneburg sprach der Tübinger Regierungspräsident Hermann Strampfer vom „schwäbischen Troja“, einem Fund von europäischem Rang „und vielleicht dem Beginn einer großen Geschichte“. Sein Stuttgarter Kollege Johannes Schmalzl (ihm untersteht das Landesamt für Denkmalpflege) machte deutlich, dass wegen der wissenschaftlichen Größe des Fundes der Lagerort völlig geheim bleiben soll.
Schon vor etwa 150 Jahren wurden Grabhügel im Bereich der Heuneburg geöffnet. Dabei war die Enttäuschung der Ausgräber oft groß: Antike Grabräuber waren bereits da gewesen und hatten vor allem Goldschmuck entwendet. Dass die Eindringlinge dabei nicht sonderlich zaghaft zu Werke gingen hat schon viele Archäologen geärgert. Doch bei den jüngsten Grabungen ist den Wissenschaftlern des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart eine außergewöhnliche und wissenschaftlich herausragende Entdeckung gelungen.
Grabungsleiter Dirk L. Krauße berichtete von reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze, die in der Grabkammer gefunden wurden. Auch die Erhaltung des Grabes ist für die Archäologen ganz außergewöhnlich. Grundwasser und die Staunässe des Bettelbühlbaches haben dafür gesorgt, dass die mächtigen Eichenhölzer des Kammerbodens und Beigaben aus organischen Materialien, die unter normalen Bedingungen im Boden spurlos vergehen, in diesem einmaligen Fall konserviert worden sind.
Bisher ist lediglich ein kleiner Teil der Grabkammer freigelegt worden. Weitere Untersuchungen sollen nun unter Laborbedingungen stattfinden. Deshalb wurde das Grab komplett abtransportiert. Dann wird es auch möglich sein, die im Grab enthaltenen Beigaben wie Holz, Stoffe und Leder genauer unter die Lupe zu nehmen.
Für Krauße ist aber auch klar, dass das neu entdeckte Prunkgrab auch ein Meilenstein für die Rekonstruktion der Sozialgeschichte der Kelten sein könnte. Dabei werden Stichworte wie Adelsbildung, Dynastiebildung und Verlagerung der Prunkgräber eine Rolle spielen. Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen haben, kommt der Archäologie eine ganz besondere Stellung zu. Und wer weiß: Vielleicht ist die Heuneburg einmal der Grund für einen weiteren Einsatz von Indiana Jones. Denn Spannung dürfte in den kommenden Jahren garantiert sein. Dafür steht das „rätselhafte Volk“, wie die Kelten auch aus gutem Grund genannt werden. Übrigens: Laut Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg gehört der komplette Fund dem Staat.
www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/herbertingen/Der-Schatz-der-Kelten;art372557,4650278