Post by waldi on Nov 24, 2011 23:13:27 GMT
Vor ein paar Tagen hatten wir den 21. November 2011.
An diesem Tag jährte sich der Todestag von Kaiser Franz Joseph zum 95sten Mal. Das ließ mich an seinen Nachfolger Kaiser Karl I. von Österreich denken.
Mich wundert ein bisschen, dass bisher kein Thread über den Nachfolger von Kaiser Franz Joseph existiert! Dann will ich mal ein bisschen was schreiben.
Durch den Tod von Franz Joseph wurde Karl I. Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria "ex lege", also quasi automatisch, ohne formelle Thronbesteigung, neuer Kaiser von Österreich. Ungarn legte aber großen Wert auf die historische Krönungszeremonie, mit der der Eid auf die ungarische Verfassung und der "Schwerthieb" verbunden war. Dies geschah am 30. Dezember 1916 in der Burg von Buda.
Schon wenige Tage nach seiner Amtsübernahme, am 12. Dezember 1916, richtete Karl sein erstes Friedensangebot an die Entende. Dies scheiterte aber an der Weigerung des deutschen Reiches daran mitzuwirken.
Auch ein Versuch Anfang 1917, mit den Ententemächten zu einem Separatfrieden zu kommen, scheiterte (Sixtus-Affäre).
Der Wunsch des Kaisers nach Friedensgesprächen scheiterte letztendlich an der französischen Hoffnung auf einen Sieg (die USA waren am 6. April 1917 in den Krieg eingetreten), an den Forderungen Italiens, aber auch an der Unnachgiebigkeit des Deutschen Reiches, wo sich immer mehr jene Kräfte durchsetzten, die an einen militärischen Sieg glaubten.
Der französische Schriftsteller Anatole France meinte später:
Das war mitten im Krieg der 1918 mit dem "Verzicht auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften" praktisch endete. Karl hat auf Anraten seiner Frau Zita nie auf den Thron verzichtet. Eine Abdankung war auf Grund des "Gottesgnadentums" des Monarchen unmöglich.
Nach vorübergehendem Aufenthalt auf Schloss Eckartsau brachte man ihn in Androhung der Internierung zur Ausreise in die Schweiz. Nachdem er mit dem offiziellen k. u. k. Hofzug und in Feldmarschallsuniform am 23. April 1919 abreiste und kurz vor der Grenze zur Schweiz am frühen Morgen des 24. April mit dem "Feldkircher Manifest" seine Verzichtserklärung widerrufen hatte, reiste er in Zivilkleidung in die Schweiz ein. Dort wohnte er zunächst auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee und ab 20. Mai 1919 in Prangins am Genfer See.
Dieser Widerruf führte in Deutschösterreich zum "Gesetz vom 3. April 1919, betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen", kurz: "Habsburger-Gesetz".
Auch in Ungarn hatte Karl auf die Ausübung seiner Amtsgeschäfte verzichtet. Als dann am 1. März 1920 Ungarn zur Monarchie zurückkehrte und der vermeintlich habsburgtreue Miklós Horthy zum Reichsverweser, dem Vertreter des abwesenden Königs, gewählt worden war, kehrte Karl, ohne dies Horthy wissen zu lassen, inkognito per Automobil quer durch Österreich zu Ostern 1921 nach Budapest zurück und verlangte vom Reichsverweser ultimativ den Rücktritt. Erst nach einem Aufenthalt von einer Woche in Szombathely in Westungarn konnte er von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen überzeugt werden und reiste zurück in die Schweiz, wo er sich mit seiner Familie im sogenannten Schlosshotel Hertenstein in Weggis bei Luzern einquartierte.
Schon am 20. Oktober 1921 unternahm Karl, wiederum ohne den ihm mittlerweile ohnehin suspekt gewordenen Horthy zu informieren, einen zweiten Versuch und flog mit seiner Frau Zita mit einer Junkers F 13 nach Sopron. Dort hatten sich Königstreue zu einem kleinen Heer zusammengefunden um Karl bei seinen Restaurationsbemühungen zu unterstützen. Das langsame Tempo des Vorrückens gab aber dem zunächst schwankenden Horthy genügend Zeit, auf die Drohungen der Ententemächte hin seinerseits Truppen zusammenzuziehen. In Budaörs, einem Vorort von Budapest, kam es am 23. Oktober 1921 zu einem kleinen Scharmützel, bei dem 19 Soldaten ums Leben kamen. Da damit klar geworden war, dass der Restaurationsversuch in einem Bürgerkrieg enden würde, gab Karl auf.
Nach einer kurzen Internierung in der Abtei Tihány am Plattensee wurde Karl am 1. November mit seiner Frau Zita an Bord des britischen Donauschiffes Glowworm bis zum Schwarzen Meer und dann auf dem britischen Kreuzer Cardiff über Gibraltar auf die portugiesische Insel Madeira gebracht.
Dorthin hatte ihn die Triple Entente nun verbannt, um ihm Auftritte in seinem ehemaligen Herrschaftsbereich unmöglich zu machen. Das Paar traf dort am 19. November 1921 ein.
Karl wohnte mit seiner Familie zunächst im Hotel Victoria in Funchal. Nach dem Diebstahl der als letzte Mittel verbliebenen persönlichen Juwelen übersiedelte er in eine Quinta (Herrenhaus) in Monte bei Funchal, die ihm von einer Bankiersfamilie kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Am 9. März 1922 zog er sich eine Erkältung zu. Um Geld zu sparen wurde erst am 21. März ein Arzt gerufen der eine schwere Lungenentzündung feststellte. Am 1. April 1922 starb Karl knapp fünfunddreißigjährig.
An seiner Beisetzung am 5. April in der Kirche Nossa Senhora in Monte nahmen etwa 30.000 Personen teil. Sein Herz wird seit 1971 hinter dem Altar der Loretokapelle im Kloster Muri (Schweiz) aufbewahrt, wo sich auch die Familiengruft seiner Nachkommen befindet.
Seit der Beisetzung von Zita 1989 in der Wiener Kapuzinergruft ist dort ein Platz für den Sarg Karls I. reserviert. Seine Familie, vor allem sein Sohn Otto von Habsburg, nahm aber die Überführung nach Wien nicht vor, da Otto dies als Affront gegenüber der Bevölkerung von Madeira ansah, die seinem Vater in den letzten Lebensmonaten sehr geholfen hatte. Seit der Seligsprechung Karls I. am 3. Oktober 2004 durch Papst Johannes Paul II. hat seine Begräbnisstätte in Monte bei Funchal für die dortige Bevölkerung noch an Bedeutung gewonnen. Eine eventuelle Überführung des Seligen wäre nun eine Sache der Kirche.
Karls Seite im ökumenischen Heiligenlexikon
Die "Kaiser Karl Gebetsliga" betreibt jetzt sogar die Heiligsprechung des letzten österreichischen Kaisers und organisiert zu einem 90. Todestag eine Pilgerreise nach Madeira.
An diesem Tag jährte sich der Todestag von Kaiser Franz Joseph zum 95sten Mal. Das ließ mich an seinen Nachfolger Kaiser Karl I. von Österreich denken.
Mich wundert ein bisschen, dass bisher kein Thread über den Nachfolger von Kaiser Franz Joseph existiert! Dann will ich mal ein bisschen was schreiben.
Durch den Tod von Franz Joseph wurde Karl I. Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria "ex lege", also quasi automatisch, ohne formelle Thronbesteigung, neuer Kaiser von Österreich. Ungarn legte aber großen Wert auf die historische Krönungszeremonie, mit der der Eid auf die ungarische Verfassung und der "Schwerthieb" verbunden war. Dies geschah am 30. Dezember 1916 in der Burg von Buda.
Schon wenige Tage nach seiner Amtsübernahme, am 12. Dezember 1916, richtete Karl sein erstes Friedensangebot an die Entende. Dies scheiterte aber an der Weigerung des deutschen Reiches daran mitzuwirken.
Auch ein Versuch Anfang 1917, mit den Ententemächten zu einem Separatfrieden zu kommen, scheiterte (Sixtus-Affäre).
Der Wunsch des Kaisers nach Friedensgesprächen scheiterte letztendlich an der französischen Hoffnung auf einen Sieg (die USA waren am 6. April 1917 in den Krieg eingetreten), an den Forderungen Italiens, aber auch an der Unnachgiebigkeit des Deutschen Reiches, wo sich immer mehr jene Kräfte durchsetzten, die an einen militärischen Sieg glaubten.
Der französische Schriftsteller Anatole France meinte später:
"Kaiser Karl war der einzig anständige Mensch, der in diesem Krieg auf einem führenden Posten aufgetaucht ist. Er wünschte ehrlich den Frieden, und deshalb wurde er von der ganzen Welt verachtet. So wurde eine einmalige Gelegenheit verscherzt."
Das war mitten im Krieg der 1918 mit dem "Verzicht auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften" praktisch endete. Karl hat auf Anraten seiner Frau Zita nie auf den Thron verzichtet. Eine Abdankung war auf Grund des "Gottesgnadentums" des Monarchen unmöglich.
Nach vorübergehendem Aufenthalt auf Schloss Eckartsau brachte man ihn in Androhung der Internierung zur Ausreise in die Schweiz. Nachdem er mit dem offiziellen k. u. k. Hofzug und in Feldmarschallsuniform am 23. April 1919 abreiste und kurz vor der Grenze zur Schweiz am frühen Morgen des 24. April mit dem "Feldkircher Manifest" seine Verzichtserklärung widerrufen hatte, reiste er in Zivilkleidung in die Schweiz ein. Dort wohnte er zunächst auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee und ab 20. Mai 1919 in Prangins am Genfer See.
Dieser Widerruf führte in Deutschösterreich zum "Gesetz vom 3. April 1919, betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen", kurz: "Habsburger-Gesetz".
"Im Interesse der Sicherheit der Republik werden der ehemalige Träger der Krone und die sonstigen Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen, diese, soweit sie nicht auf ihre Mitgliedschaft zu diesem Hause und auf alle aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche ausdrücklich verzichtet und sich als getreue Staatsbürger der Republik bekannt haben, des Landes verwiesen."
Auch in Ungarn hatte Karl auf die Ausübung seiner Amtsgeschäfte verzichtet. Als dann am 1. März 1920 Ungarn zur Monarchie zurückkehrte und der vermeintlich habsburgtreue Miklós Horthy zum Reichsverweser, dem Vertreter des abwesenden Königs, gewählt worden war, kehrte Karl, ohne dies Horthy wissen zu lassen, inkognito per Automobil quer durch Österreich zu Ostern 1921 nach Budapest zurück und verlangte vom Reichsverweser ultimativ den Rücktritt. Erst nach einem Aufenthalt von einer Woche in Szombathely in Westungarn konnte er von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen überzeugt werden und reiste zurück in die Schweiz, wo er sich mit seiner Familie im sogenannten Schlosshotel Hertenstein in Weggis bei Luzern einquartierte.
Schon am 20. Oktober 1921 unternahm Karl, wiederum ohne den ihm mittlerweile ohnehin suspekt gewordenen Horthy zu informieren, einen zweiten Versuch und flog mit seiner Frau Zita mit einer Junkers F 13 nach Sopron. Dort hatten sich Königstreue zu einem kleinen Heer zusammengefunden um Karl bei seinen Restaurationsbemühungen zu unterstützen. Das langsame Tempo des Vorrückens gab aber dem zunächst schwankenden Horthy genügend Zeit, auf die Drohungen der Ententemächte hin seinerseits Truppen zusammenzuziehen. In Budaörs, einem Vorort von Budapest, kam es am 23. Oktober 1921 zu einem kleinen Scharmützel, bei dem 19 Soldaten ums Leben kamen. Da damit klar geworden war, dass der Restaurationsversuch in einem Bürgerkrieg enden würde, gab Karl auf.
Nach einer kurzen Internierung in der Abtei Tihány am Plattensee wurde Karl am 1. November mit seiner Frau Zita an Bord des britischen Donauschiffes Glowworm bis zum Schwarzen Meer und dann auf dem britischen Kreuzer Cardiff über Gibraltar auf die portugiesische Insel Madeira gebracht.
Dorthin hatte ihn die Triple Entente nun verbannt, um ihm Auftritte in seinem ehemaligen Herrschaftsbereich unmöglich zu machen. Das Paar traf dort am 19. November 1921 ein.
Karl wohnte mit seiner Familie zunächst im Hotel Victoria in Funchal. Nach dem Diebstahl der als letzte Mittel verbliebenen persönlichen Juwelen übersiedelte er in eine Quinta (Herrenhaus) in Monte bei Funchal, die ihm von einer Bankiersfamilie kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Am 9. März 1922 zog er sich eine Erkältung zu. Um Geld zu sparen wurde erst am 21. März ein Arzt gerufen der eine schwere Lungenentzündung feststellte. Am 1. April 1922 starb Karl knapp fünfunddreißigjährig.
An seiner Beisetzung am 5. April in der Kirche Nossa Senhora in Monte nahmen etwa 30.000 Personen teil. Sein Herz wird seit 1971 hinter dem Altar der Loretokapelle im Kloster Muri (Schweiz) aufbewahrt, wo sich auch die Familiengruft seiner Nachkommen befindet.
Seit der Beisetzung von Zita 1989 in der Wiener Kapuzinergruft ist dort ein Platz für den Sarg Karls I. reserviert. Seine Familie, vor allem sein Sohn Otto von Habsburg, nahm aber die Überführung nach Wien nicht vor, da Otto dies als Affront gegenüber der Bevölkerung von Madeira ansah, die seinem Vater in den letzten Lebensmonaten sehr geholfen hatte. Seit der Seligsprechung Karls I. am 3. Oktober 2004 durch Papst Johannes Paul II. hat seine Begräbnisstätte in Monte bei Funchal für die dortige Bevölkerung noch an Bedeutung gewonnen. Eine eventuelle Überführung des Seligen wäre nun eine Sache der Kirche.
Karls Seite im ökumenischen Heiligenlexikon
Die "Kaiser Karl Gebetsliga" betreibt jetzt sogar die Heiligsprechung des letzten österreichischen Kaisers und organisiert zu einem 90. Todestag eine Pilgerreise nach Madeira.