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Post by marie on Jan 6, 2008 9:58:13 GMT
Kürzlich bin ich auf einen Ausschnitt aus Eugen Ketterls Aufzeichnungen über die Jahre, die er im Dienst bei Kaiser Franz Joseph verbrachte, gestoßen. Darin geht es um Valerie, sinngemäß schreibt er da, sie habe sich ihrem Vater gegenüber stets kühl und wortkarg gezeigt. Saß sie bei ihm, so stickte sie -laut dieser Quelle - stundelang fast ohne aufzusehen, anstatt sich zu bemühen, den überarbeiteten Kaiser ein wenig zu unterhalten. Fast anklagend wirkt diese Textpassage. Gisela, fährt Ketterl fort, habe den Vater stets mit dem neusten Klatsch und ungezwungenem Geplauder zerstreut, das Zusammensein mit der älteren Tochter habe dem alten Kaiser wahre Ablenkung verschafft.
Ich poste das deshalb hier, weil mich diese Quelle sehr überrascht hat. Ich dachte immer, Valerie habe dem Kaiser näher gestanden als Gisela und gerade während seiner letzten Jahre fast als Einzige wahren Zugang zu ihm gefunden. Zwar schreibt sie kurz nach dem Tod ihrer Mutter in ihr Tagebuch, dass ihr die Stunden in Franz Josephs Gesellschaft oft "eine Last" seien, gleichzeitig wirken diese Einträge aber auch so auf mich, als habe sie sich dennoch bemüht, Gesprächsthemen zu finden, dem Vater Erheiterung zu verschaffen. Ketterl zeichnet nun ein Bild, dass diesem total widerspricht.
Wie haltet ihr davon? Und wie seht ihr das Verhältnis Franz Josephs zu seinen Töchtern, besonders in den Jahren nach Elisabeths Tod?
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Post by Deleted on Oct 1, 2008 11:30:53 GMT
Interessant... ich dachte auch immer, dass Marie Valérie Franz Joseph näher gestanden hatte als Gisela, die ja meistens in München war, und die viel jüngere Schwester in Wien bzw. Ungarn war oder mit der Mutter unterwegs... Valéries Tagebuch gibt ja auch viel Aufschluss darüber, wie sie sich ihrem Vater gegenüber verhielt....
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Post by wizard on Oct 2, 2008 23:28:56 GMT
Schwierig zu beantworten. Wenn ich selbst an bestimmte Leute meiner Verwandschaft denke, die vielleicht im Ungang etwas schwierig sind, ist es gerade der Faktor Entfernung, der einen Besuch erträglich macht. Man hat dann auch mehr zu erzählen. Im täglichen Umgang würde es einem wahrscheinlich die Macken des anderen ziemlich auf den Keks gehen.
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Post by ~ Titania ~ on Oct 3, 2008 15:48:53 GMT
Wenn man das Verhältnis von FJ zu seinen Töchtern NACH Elisabeths Tod betrachtet, fällt doch auf, dass er - zumindest auf Fotos - öfter mit Valerie und deren Familie zu sehen ist. Was natürlich nichts heißen muss, aber es ist mir halt aufgefallen.
Generell denke ich aber, dass das Verhältnis zu Marie Valerie auch noch zu Elisabeths Lebzeiten enger war. Sie war nunmal das erklärte Lieblingskind ihrer Eltern. Und nicht zu vergessen: Gisela wurde schon jung verheiratet und war somit früh fern des Wiener Hofs. Es ist schon möglich, dass die Beziehung FJs zu ihr enger gewesen wäre, wenn er soviel Zeit mit ihr hätte verbringen können wie mit Marie Valerie. Was aber auch nur Spekulation ist. Dazu kommt noch, dass es über Gisela ansich wenige Quellen gibt, die über ihr Leben und ihre Kindheit Aufschluss geben.
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Post by Deleted on Oct 3, 2008 15:57:54 GMT
Soweit ich weiß, kam Franz Joseph auch nie vom Tod seiner Tochter Sophie los
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Post by ~ Titania ~ on Oct 4, 2008 17:28:34 GMT
Ehrlich? Wurde das mal irgendwo erwähnt? Bisher habe ich das noch nicht gehört. Würde mich aber interessieren.
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Post by Deleted on Oct 4, 2008 18:33:27 GMT
Das hab ich in "Franz Joseph - Mythos und Wahrheit" von Katrin Unterreiner gelesen... er hatte immer ein Bild von Klein-Sophie auf seinem Schreibtisch stehen.
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Post by schattenengel on Oct 17, 2008 16:19:13 GMT
Vie viele Bilder gibt es eigentlich von Sophie?
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Post by ~ Titania ~ on Oct 17, 2008 17:31:06 GMT
Ich glaube, nicht mehr als eine Hand voll. Wenn überhaupt.
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Post by Deleted on Oct 18, 2008 8:23:15 GMT
Ich habe nur ein einziges, das kleine Portrait. Ich hätte gern mehr
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ida
Elisabeth - Interessierte/r
Posts: 65
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Post by ida on Dec 28, 2009 2:27:09 GMT
Ist es nicht auch eine Überlieferung von Ketterl, dass wenn entsprechende Entscheidungen zu treffen waren, man die Erzherzogin gerufen hat, weil dann die Schratt dem Hof fern blieb? Vielleicht - oder bestimmt, glaubt man dem Tagebuch - hat das Verhältnis von Vater und Tochter unter der Beziehung zu Frau Schratt gelitten. Und dann klingt es vor allem in den späteren Jahren ja nach einer eher quälenden Verbindung zwischen den beiden. Der Vater hat sich wahrscheinlich nach all den Schicksalsschlägen in sich zurückgezogen, wenn er das nicht schon immer war. Und fand halt die Enkelchen nett. Und dann haben die verschiedenen Generationen auch unterschiedliche Ansichten der Dinge - was das Zusammenleben auch nicht grade vereinfacht. Sie saß eben bei ihm, um da zu sein, wenn er was wollte. Sie wurde doch von frühester Kindheit darauf getrimmt, den Papa nicht zu stören, weil der arbeitet. Hätte sie auf ihn eingeplappert und er hätte daraufhin länger arbeiten müssen, hätts dem Ketterl auch nicht gepasst...
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