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Post by schattenengel on Apr 2, 2009 15:21:17 GMT
Ja, ich finde das dieses Thema wirklich unerschöpflich ist, da Rudolf seine Mutter wirklich abgöttisch geliebt hat und sie bis zum Exzess nachgeahmt hat. WIe denkt ihr über die Beiden?
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Post by marie on Apr 4, 2009 8:29:38 GMT
Ich denke nicht, dass Rudolf Elisabeth (bewusst) nachgeahmt hat. Zweifellos hatten sie viele Charakterzüge gemein, andererseits distanzierte sich Rudolf ja vor allem von der Egozentrik seiner Mutter, die stets nur für die eigenen Freiheiten, für's eigene Glück kämpfte, und das Schicksal ihrer Untertanen und des Reiches darüber oftmals gänzlich vergaß - bzw. es als unwichtig erachtete im Vergleich zu ihrem voll ausgestalteten Privatleben. Rudolf zeigte da doch sehr viel mehr Verantwortungsbewusstsein, Engagement und Bereitschaft, das System aktiv zu verändern, an dem er und Elisabeth gleichermaßen Kritik übten.
Ein Zitat Rudolfs veranschaulicht das m. E. ganz gut: "Es gab eine Zeit, da war die Kaiserin politisch aktiv. Jetzt widmet sich die hohe Frau nurmehr dem Reitsport (...). Sie ist ja leider nur schrecklich untätig, aber durch und durch gescheit." Ein kritischer Klang dieses Ausspruchs lässt sich nicht verleugnen. Zweifellos sehnte Rudolf sich zeitlebens (als junger Mann auf andere Weise denn als kleiner Junge) nach Nähe und Anerkennung seiner eleganten, stets fernen Mutter, aber ich denke nicht, dass er sie exzessiv und ausschließlich positiv beurteilte. Ich glaube, um das zu tun, war er sich der Möglichkeiten, die sie besessen hätte, hätte sie Franz Joseph zur Seite gestanden und ihrer modernen politischen Anschauungen verwirklicht, viel zu klar bewusst.
Die Anbetung, die Rudolf als Knabe für Elisabeth empfunden haben mag, wurde mit den Jahren durch eine gewisse Bitterkeit getrübt. Nichtsdestotrotz bemühte er sich stets um sie, als sei er nicht bereit zu akzeptieren, dass sich an ihrem distanzierten privaten Verhältnis nichts mehr ändern würde: Als Beweis dafür sehe ich, dass er noch an seinem letzten Weihnachtsfest versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem ihr ausgerechnet Originalschriften ihres bei Hofe verpönten Lieblingsdichters Heinrich Heine überreichte - eine versteckte Geste der Solidartität möglicherweise.
Ich denke allerdings, Elisabeth hat sich zu seinen Lebzeiten nie wirklich den Kopf darüber zerbrochen, wie Rudolf sie sah und wie sie ihr Verhältnis zueinander intensivieren könnten. Auch hier triumphierte wieder ihre Egozentrik über die mütterliche Bindungsfähigkeit.
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Post by wizard on Jan 4, 2010 7:11:08 GMT
In einem Buch wurde die Vermutung geäußert, daß Rudolf einen 1. Entwurf seines Abschiedsbriefes an Elisabeth noch mal verworfen hat. Demnach hätten Rudolf und Mary die Abschiedsbriefe gemeinsam geschrieben, Rudolf im Laufe der Nacht Mary dann erschossen und anschließend den Abschiedsbrief an seine Mutter noch mal neu verfasst hat.
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