Sooo…
Ihr findet den Artikel interessant.
Mir stieg die Galle beim Lesen!
Entweder hat der Autor wenig Ahnung von der ungarischen Geschichte oder er ignoriert sie!
Aber der Reihe nach:
Dass man Leute wie Jelacic, Windisch-Graetz, Schwarzenberg, Bach oder den Schlächter von Arad Haynau überhaupt zu Ehrenbürgern von Budapest machen konnte wird mir ein Rätsel bleiben. Schließlich waren das alle keine Freunde Ungarns.
Aber diese Verbrecher in einem Atemzug mit Elisabeth zu nennen, das bringt mich auf die Palme!
Pester Lloyd vom 25.03.2011
Auch das sehnsuchtsvolle Gehabe Kaiserin und Königin Elisabeth (Sisi)in Richtung Ungarn war keine Völkerfreundschaft, sondern eher die Flucht einer psychisch angeschlagenen und überforderten Frau, was immer die romantisierenden Fans bis in heutige Tagen da hineinträumen mögen.
Zitatende
Dieser Satz regt mich auf!
Kennt der Autor nicht die Reaktion seiner Zeitung, oder besser: seines damaligren Chefredakteures Falk Miksa (Max), auf Elisabeths Tod?
Pester Lloyd vom 11.09.1898
Eine entsetzliche Nachricht kommt aus der Schweiz, und wer sie vernimmt, dem stockt das Blut in den Adern, krampft das Herz sich in unendlichem Weh zusammen:
Königin Elisabeth ist ermordet worden. Diesem furchtbaren Ereignisse gegenüber wird der Glaube an das Walten von vernünftiger Ursache und Wirkung im menschlichen Dasein beinahe durch den Glauben an die blinde Macht des Schicksals verdrängt. Daß dieser Engel, der mit unhörbarem Schritt durchs Leben ging und von den Attributen der Majestät nur das eine für sich in Anspruch nahm, die irdische Vorsehung der Bedrängten und Gebeugten, der Mühseligen und Beladenen zu sein; daß diese Frau, deren holder Blick das schwärzeste Gemüth sanfter zu stimmen, deren gesegnete Hand die Wuth der Elemente zu beschwören geeignet war; daß diese ideale Verkörperung von Güte und Liebe den Mordstahl wider sich herausfordern könne – nein, die trübste Phantasie hätte sich einen solchen Tod der Herrlichen und Einzigen nicht vorzustellen vermocht; für so verworfen und verthiert konnte der schlimmste Pessimist eine beseelte Kreatur nicht halten, daß er irgend einem Menschen zumuthen mochte, er trachte
dieser Frau nach dem Leben. Und das Unglaubliche und das scheinbar Unmögliche ist doch geschehen. Im innersten Herzen erschüttert und ergriffen, tränenfeuchten Blickes starrt die ungarische Nation in stummer Klage zum Himmel empor, der über unser Land und vor Allem über unsern Monarchen dieses neue niederschmetternde Unglück verhängt hat.
Die ungarische Nation verliert und beweint in Königin Elisabeth den Engel ihrer Vorsehung aus jener Zeit, als unser Volk im Banne des Absolutismus schwer darniederlag und das nationale Leben welk und dürr unter einer Eisdecke begraben zu sein schien. Nach langen bangen Jahren ging endlich eine Ahnung durch seine Seele, als wäre mit der baierischen Fürstentochter die Göttin der Erlösung Ungarns in die Wiener Hofburg eingezogen, und diese Ahnung hat nicht getrogen. Nicht mit einem plötzlichen Zauberspruche konnte Königin Elisabeth das Ungemach hinwegscheuchen, das auf unserem Volk lastete, es bedurfte der ganzen Fülle von Geduld und Liebe, die dieser königlichen Frau so reichlich zugemessen waren, es bedurfte der ganzen Macht dieser holden Weiblichkeit und des ganzen Aufgebotes der unvergleichlichen Geistesgaben, die sie auszeichneten, um das Erlösungswerk zu fördern. Aber der erlauchten Frau ist das Wunder gelungen kraft ihres unerschütterlichen Glaubens an die Solidarität der Geschicke Ungarns und des Habsburgischen Hauses, kraft diese Glaubens, der sich, durch sie genährt und gepflegt, allmälig ihrem königlichen Gemahl mittheilte, und welchen Antheil auch die politischen Ereignisse und Entwicklungen an dem Umschwunge haben mochten,
nie wäre dieser ein solch vollständiger und verheißungsvoller geworden, wenn Königin Elisabeth nicht das Vertrauen des Monarchen zu seinem ungarischen Volke geweckt und befestigt hätte.Aber wie tief der Schmerz über den unersetzlichen Verlust und über die furchtbare Grausamkeit des tragischen Ereignisses im Herzen des ungarischen Volkes wühlt, so wird dieser durch das reflektirte Weh über den Schlag, der auf das theuere Haupt unseres Königs niederging, noch schärfer und bitterer gemacht…
… - nun da die Abendschatten des hohen Alters sich auf ihn niederzusenken beginnen, hat die Vorsehung ihm die, alle menschliche Tragkraft schier übersteigende Pein auferlegt, die angebetete Gefährtin seiner Jugend, den mild waltenden Engel seines Hauses, die Trösterin in jeder schweren Stunde seines Lebens, zumal in jener Nacht des Unglücks, das über sein Vaterherz hereingebrochen, von seiner Seite hinweggerafft zu sehen, hinweggerafft nicht im natürlichen Abschlusse eines verlöschenden Lebens, sondern durch eine entsetzliche, verruchte That. Der Mordstahl, den ein Wahnsinniger oder eine Bestie in Menschengestalt in das Herz der königlichen Frau getaucht, er hat auch nch ein zweites Herz, das Herz des Königs getroffen - - und Bangen und Zittern erfaßt uns, wenn wir den trostlosen Gedanken bis ans Ende verfolgen sollen…
…Schon der politische Egoismus, der eigene Erhaltungstrieb muß sie (die Länder der Krone) dazu (Zusammenhalt) anspornen, denn unzertrennlich ist ihr Geschick von der aufrechten Herrscherbethätigung ihres Monarchen, und ganz speziell d i e s e s Monarchen. Aber wahrlich, nicht solche selbstische Regung bildet das mächtigere Motiv; sie wird gewaltig übertroffen durch die intimsten Gefühle, welche jemals ein unzerstörbares Band zwischen den Nationen und ihrem Herrscher gewoben und auch im Streite der Parteien und im Kampfe der Nationalitäten nie auch nur den leisesten Abbruch erlitten haben. In diesem Zeichen ist der Sieg über alle Tücken des Schicksals, über alle Grausamkeiten des Verhängnisses verbürgt, und daran wollen wir festhalten in dieser unglücklichen Stunde, da dem König und uns das Theuerste genommen wurde durch Mörderhand. Ueber sie aber, die Heimgegangene, werden wir noch zu klagen und zu sagen haben, wenn der erste, der sinnzerstörende Eindruck des tragischen Ereignisses gewichen ist und wir des vollen Verlustes, der Oesterreich-Ungarn und sein Herrscherhaus betroffen hat, erst recht inne werden. Durch den Thränenschleier hindurch, der unser Auge trübt, sehen wir heute Alles nur in schwankenden Umrissen und klar ist in unserem Bewußtsein nur das Eine:
der gute Genius Ungarns ist von uns gegangen!Zitatende
Quelle:
Pester Lloyd vom 11. September 1898Das war jetzt ein bisschen lang, aber Kürzungen können den Inhalt verfälschen.
Klingt das so als würde man den König oder die Königin hassen?
Ich glaube in diesem Artikel so viel Liebe und Anerkennung heraus lesen zu können, wie es mir zu keiner anderen Person bisher begegnet ist. Die Bevölkerung Ungarns hat so viel Geld für ein Denkmal gespendet, dass es für eine Kathedrale gereicht hätte. Es gibt in Ungarn so viele Denkmäler – auch heute noch – wie sonst nirgends. Es werden sogar noch neue aufgestellt oder verschwundene tauchen wieder auf. Ist die Mater Dolorosa nur eine Erfindung einiger Verwirrter? Warum hat man in Ungarn an der Monarchie bis zum Ende des zweiten Weltkrieges festgehalten wenn man die Habsburger so hasste? In Österreich sind sie in Ungnade gefallen – in Ungarn werden sie heute noch wie Hoheiten behandelt.
Natürlich hat Franz Joseph Schuld an der Hinrichtung der Märtyrer von Arad, aber er war mit seinen 19 Jahren, als frischgebackener Kaiser auf seine Ratgeber angewiesen, auch auf seine Mutter.
Auch für den Tod von Lajos Batthyány, dem ersten ungarischen Ministerpräsidenten, trägt er Verantwortung, obwohl auch hier Haynau die Fäden gezogen hat. Deshalb wurde der König auch von dessen Sohn Elemér Batthyány nie gegrüßt. Er war schleßlich einer der glühendsten Verehrer Elisabeths und oft Gast in Gödöllő.
So, jetzt hab ich genug geschrieben.
Ich habe meinen letzten Satz entfernt, da er als schnippisch eingestuft wurde.
waldi am 29.03.2011